for PLATTE (2003/LP and 2007/CD)

 

from https://www.generated-x.de/

Electric Orange gehören mit einer Discographie, welche bis in die frühen Neunziger zurückreicht, mit Sicherheit zu den langlebigsten Truppen des psychedelischen Deutschland. Ihr 2003er Output, simpel mit "Platte" betitelt, liegt nun zwar schon ne ganze Weile zurück, hat aber für mich nach wie vor nichts an Faszination verloren. Kennzeichnend für den Sound der Aachener Band sind ellenlange Instrumental-Jams, basierend auf zunächst etwas monotonem, später tranceartigem Rhythmus und dem Vorherrschen von allerhand Tasteninstrumenten (Hammond, Synthesizer und sogar ein Leslie und einen Fender Rhodes hat man im Gepäck). Vom Feeling erinnert das Ganze an die Hochzeiten des Krautrock, irgendwo zwischen Klaus Schulze, Amon Düül II und Tangerine Dream plus Pink Floyd. Sicher nichts für straighte Musikhörer also, für Krautfans und Jam Psych-Freunde aber ein absolutes Must-have!

((( Christian Peters )))


Progarchives.com

Can you find a holzbock on platte?

I don't know if the song titles have any sense. It doesn't matter - the main thing is to judge the musical output in the end. Here we have an album with some band jams mastered by Eroc at his 'ranch'. Originally released as a long player in 2003 - platte is a german expression for vinyl - the digitalized version from 2007 contains two bonus tracks. ELECTRIC ORANGE is delivering a special unique album - something I've never heard before. Either you love it or not. Fans of Hammond drenched music must be satisfied. But don't expect rock songs as usual. The basis of this album are hypnotic beats, pointed out monotonous with intention and the band members are spinning a fine web around them with their instruments.

kwark, nearly 20 trance minutes long, has a gloomy meandering begin. The song is absolutely Hammond infected but also with spacy guitars and raises in waves. holzbock with an impelling rhythm work remembers much at CAN. columb is my favourite - melancholic trippy with a floating beat because of the use of old drums. Probably suitable for a film music about camel riding across the Sahara - fantastic! Dedicated to mk with a swirling Hammond, caused by a Leslie I suppose, is recorded in memory of Michael Karoli from CAN who sadly died in 2001. This song was released on a Manikin Records sampler before. On flurstück something like a rhythm machine gives a minimalistic beat only accompanied by harmonium and flügel. The bonus tracks are rounding up the album with more variety.

Don't listen to this stuff only for one or two times - you will lose. The more I hear this the more I like it. Very creative album. References to the old kraut and psych times are intended but ELECTRIC ORANGE is delivering something new. 3.5 stars really.


Rocktimes.de

Wie soll man als Rezensent damit fertig werden, dass in letzter Zeit ein Highlight nach dem anderen auf dem Schreibtisch landet, von dort ins Wohnzimmer wandert und die Maschinerie aus Hi-Fi-Equipment, Räucherstäbchen und Shisha anwirft? Nichts mit PC-Player, Kaffee und Review schreiben. Ganz objektiv betrachtet macht ein gehöriges Maß an Subjektivität eine Plattenrezension erst zu dem, was sie sein soll. Wenn die Musik einen berührt, wenn sie als Kunstform, als Begleiter, als Mittel zum Genießen, Abschalten und all den anderen feinen Dingen, die das Leben bereichern, gesehen wird, dann kann man nicht anders, als subjektiv zu schreiben.
So wie bei dieser Scheibe, deren fünf Tracks Spielzeiten aufweisen, die den gemeinen Freund von Strophe-Bridge-Refrain-Nummern zur Verzweiflungstat schreiten lässt.
Kenner schnalzen mit der Zunge, auch wenn sie, wie der Schreiber, die Band bis dato nicht gekannt haben. Zum einen, weil die Platte bei sulatron-records erscheint und das das Label von Dave Schmidt aka Sula Bassana ist (siehe u.a. Weltraumstaunen, Zone Six), oder
Liquid Visions. Man weiß also, was man zu hören bekommt und dass die Musik begeistern wird.
Zum anderen weil man auch mit Sicherheit sagen kann, dass der Klang optimal sein wird, denn niemand Geringeres als EROC hat "Platte" auf seiner Ranch gemastert.
Um auf den Anfang meiner Besprechung zurückzukommen: Man wird als Rezensent ganz einfach damit fertig, indem man sich alle Zeit der Welt nimmt und der Musik die Führung überlässt. Objektiv betrachtet, könnte man jetzt die Vorzüge einer Hammond Orgel aufzählen, schreiben, welchen Klang zu verbreiten ein Leslie-Speaker via Dopplereffekt in der Lage ist, aber das macht keinen Spaß. Bleiben wir subjektiv und genießen Musik, die mit dem 20-minütigen "Kwark" eine fast hypnotische Atmosphäre aufbaut. Monotonem Percussion- und Schlagzeug-Rhythmus wird eine an
Iron Butterfly erinnernde Hammond zur Seite gestellt. Auch die eingeflochtenen Effekte erinnern manchmal an den 'Schmetterling'. Es wabert wie weiland in Locations längst vergangener Zeit und die Spannung, die mit minimalsten Mitteln aufgebaut wird, ist gigantisch. Die Gitarre erinnert an die alten Pink Floyd...
Allerdings darf minimalistisch nicht falsch verstanden werden, denn für den Herzschlag der Kompositionen sorgen zwei Schlagzeuge. Auch bedeutet »Monotoner Percussion- und Schlagzeug-Rhythmus« keinesfalls Langeweile, sondern gekonntes 'Manipulieren' des Hörers, den man auf eine traumhafte Reise schickt.
1992 wurde Electric Orange in Aachen von Dirk Jan Müller gegründet und laut Labelinfo holte sich Dirk zu Beginn Gastmusiker ins Line-up. Bis dann 1994 Dirk Bittner fest einstieg. »Seltenes Zeug aus den Siebzigern« macht den Großteil des Equipments aus. Aber nicht nur daran liegt es, dass diese Musik eine enorme Tiefe vermittelt. Oberflächlich ist was anderes, obwohl man "Kwark" auch hören kann, wenn man seinen täglichen Geschäften nachgeht. Ich rate aber unbedingt zu intensivem Hören, denn dann tut es fast körperlich weh, wenn dieser süchtig machende Drive ein Ende findet. Der "Holzbock" knüpft stilistisch an, erinnert mich aber mehr an Braintickets "Cottonwood Hill". "Platte" ist eigentlich 'Vinylmusik', womit ich meine, dass sie jeden unweigerlich an die Siebziger erinnert und sicher wird dem ein oder anderen ein ungläubiges Staunen ins Gesicht gezaubert, liest man, dass sie aus den Neunzigern kommt. Aber das beweist auch, dass es immer Musik abseits des Zeitgeistes geben wird, dass es Musiker gibt, die Musik der Musik wegen machen. Man wünscht sich aber, dass gerade diese Einstellung belohnt wird und viele Leute, denen Electric Orange noch unbekannt sind, die Band bzw. deren Musik kennenlernen. Gelegenheit gibt es (wo sonst) auf dem kommenden Herzberg Festival.
Ich sprach von 'Vinyl-Musik' - mit dem rollenden und sich wie in Trance schaukelnden "Colomb" ist die Originalversion der "Platte" zu Ende. Auf der Bandseite ist die Langspielplatte nicht mehr erhältlich, daher ein Tipp an Suchende: Gemm ist eine klasse Adresse, wenn man Sachen sucht, die man woanders nicht gefunden hat. Im Falle von "Platte" empfehle ich aber die neue CD-Ausgabe, denn nur da hat es die beiden Bonustracks "Dedicated to MK" und "Flurstück". Ersteres wird dominiert von nicht enden wollenden Tastenklängen und im Gegensatz zu den drei Urtracks sind die beiden Drum Sets nicht mehr so präsent, was allerdings keinen Qualitätsabfall bedeutet. Das 'MK' steht übrigens für den am 17.11.2001 verstorbenen Can-Gitarristen, Michael Karoli. Can- und Tangerine Dream-Fans sollten sich Electric Orange eh' mal zu Gemüte führen. Obwohl, ich bin sicher, in diesen Kreisen ist die Band längst bekannt.
"Flurstück", mit diesen harten Tastenanschlägen des Flügels in Kombination mit einem Harmonium (ach, was für ein geiles altes Instrument!), ist herrlich und hat was bluesiges. Psycho-Blues, Kraut-Blues, was auch immer: Die Nummer ist würdiger Abschluss einer Platte, die in meine Vitrine mit den besonderen Scheiben kommt.
"Fleischwerk", der 2005er Output soll ebenfalls von sulatron-records aufgelegt werden. Doch damit nicht genug, vor dieser Wiederveröffentlichung steht im Sommer ein brandneues Album auf dem Plan. Freut euch also, ich bin schon ganz kribbelig.

Ulli Heiser


home-of-rock.de

So, dann nehmen wir uns mal gaaanz viel Zeit, ne. Es geht um ELECTRIC ORANGE, dieses eigenartige Psychedelic-Gespenst aus Aachen, die Band, die viele namentlich kennen, aber nie gehört und schon gar nicht gesehen haben. Aaalso, diese ELECTRIC ORANGE haben im Jahr 2003 eine Vinyl-LP aufgenommen und sie sinnig "Platte" genannt. Darauf hat Projektgründer Dirk Jan Müller zusammen mit Dirk Bittner, seinem Kumpan über ein Jahrzehnt, und zwei weiteren Musikern drei Stücke mit einer Laufzeit von etwa 38 Minuten in vermutlich atemberaubender Stückzahl unters Volk geworfen. Mindestens ein Dutzend Konzerte und die nächste LP "Fleischwerk" (Auflage: 300 Stück!) folgten in den nächsten drei Jahren und der weltweite Erfolg war kaum mehr aufzuhalten. 
An dieser Stelle tritt nun Dave Schmidt, auch gut bekannt als Sula Bassana, mit seinem Label Sulatron Records auf den Plan und veröffentlicht (im ersten Schritt) "Platte" mit zwei so genannten Bonus Tracks endlich auf CD. David Schmidt ist bekanntlich Berliner, nach wie vor Mitglied bei den wundervoll versponnenen LIQUID VISIONS, und lebt inzwischen in, logisch, Österreich. Von dort betreibt er sein Label mitsamt Mailorder und nimmt sich solcher Perlen wie eben ELECTRIC ORANGE an. Die psychedelische Welt ist eine verworrene, oder?
"Platte" ist jetzt 61 Minuten lang. Oder 610? Oder 39 Jahre? Vor 39 Jahren erschien PINK FLOYDs "A Saucerful Of Secrets". Und im gleichen Jahr wurde der verwirrte Syd Barrett in sein langes Delirium entlassen. Ja, "Platte" erinnert irgendwie an diese Zeit. Und an deutschen Krautrock der Siebziger. Abgefahren ist das. 
Zuallererst muss der Sound dieses Werks begutachtet werden. Egal wie digital es letztendlich aufgenommen wurde, eingespielt sind die fünf Tracks ganz offensichtlich mit Equipment aus dem Rock-Museum. Da schwirrt der Leslie, da miept der Synthesizer, das Rhodes-Piano artikuliert seine urtypischen Klänge, da brabbeln und blubbern längst vergessene Töne wieder daher - und was für ein warmer Gitarrensound. Ein ganz eigenartiger Trip, an dessen Ende man aber erkennt, dass man genau darauf seit Ewigkeiten gewartet hat. 
[Grade gestern habe ich höchstselbst das Fehlen Angst machender Musik anhand der Garagen-Rocker THE DEFECTORS bemängelt. ELECTRIC ORANGE machen zwar nicht unbedingt Angst, gehen aber mit ihrem hypnotischen Sound ans innere Musiknervenzentrum.]
Keine Frage, diese "Platte" ist psychedelisch, krautik, beschränkt sich nicht auf Andeutungen, sondern lebt das gesamte Spektrum des Machbaren aus. Trance für Fortgeschrittene. Und jetzt kommt's: "Platte" ist von vorne bis hinten anhörbar! Ihr versteht? Trotz aller Experimente und furioser Avantgarde (das Piano in Flurstück ist wirklich nahe an der Behandlungscouch) hat die gesamte CD einen traumhaften Flow, nie einen Bruch. Experimentelle Musik um der Musik willen, nicht wegen des Experiments. In den allermeisten Momenten kann man sogar von Schönheit sprechen. Größe der Musik und Gänsehaut des Hör-Gastes vereinen sich, man wünscht sich die Hör-Seh-Fühl-CD.
Was immer die beiden Dirks im wirklichen Leben tun, Verwaltungsfachangestellter wäre der Hit, mit "Platte" haben sie sich selbst ein Denkmal gesetzt. Bitte, lieber Leser, relax und freu dich auf die kommenden Wieder- und Neuveröffentlichungen von ELECTRIC ORANGE. Die Zeit bis dahin kannst du dir problemlos mit der "Platte" vertreiben.

Fred Schmidtlein


vampster.com

Den Namen der Aachener ELECTRIC ORANGE kenne ich schon lange, aber dass sie bereits seit 1993 Platten veröffentlicht haben, hätte ich kaum gedacht. Das 2003 erschienene Vinyl mit dem passenden Namen "Platte" wurde nun auf CD herausgebracht und mit zwei Bonussongs zeitgemäß auf CD-Länge erweitert. 
Wohin die Reise geht, macht der erste Song schnell klar: echter Psychedelic/Krautrock ist angesagt, irgendwo zwischen sehr frühen PINK FLOYD und noch mehr den typische deutschen Vertretern dieser Zunft wie TANGERINE DREAM, NEKTAR, CAN, GROBSCHNITT und Co. Dementsprechend erwartet uns keine Musik, die man nebenher mit ´ner Cola am Baggersee hört, hier bereitet man sich auf den Genuss dieser Scheibe bewusst vor, um in weite Sphären oder die Tiefen der eigenen Seele zu versinken. Sehr strange ist zwar die aufdringliche, sehr laute Hihat beim Opener, die es schwer macht, sich in den sonst sehr hypnotischen Sound fallen zu lassen. Aber wenn die "Platte" zum dritten Mal ohne Unterbrechung läuft, nimmt man die kaum noch wahr, ebenso wenig wie ein paar schräge Orgeltöne. 
Die Gitarren ziehen sich bescheiden in den Hintergrund zurück, um dort den Bildern Farbe zu geben, die in erster Linie durch allerlei einlullende Tasteninstrumente und die hypnotisierenden Beats und Percussion erzeugt werden. Auch "Columb" nimmt einen auf diese Weise gefangen. "Holzbock" kommt davor dann doch etwas flotter, aber nicht weniger eindringlich aus den Boxen. Dazu gesellen sich als Bonustracks das ruhige sphärische "Dedicated to mk", das dem verstorbenen CAN-Gitarristen Michael Karoli gewidmet ist, sowie "Flurstück", das mangels Platzes für die Instrumente im Flur des Studios eingespielt wurde. Remastert wurden die Stücke von Eroc (GROBSCHNITT), ohne dabei zu viel kalten Digitalsound einfließen zu lassen. 
Über die ganze Platte scheint sich eine intensive, fühlbare Jamsession zu ziehen, vier der ELECTRIC ORANGE-Songs lassen mehr als 10 Minuten Abflug folgen. Wer sich gern den Klängen entsprechender Bands hingibt, der sollte hier seine pure Freude haben. Dass es keinen Gesang gibt, merkt man gar nicht, der Ausdruck der Instrumente nimmt einen mit monotonen, hypnotischen Sounds voll ein, um einen in wohlige Trance zu versetzen. Man spürt schnell, dass hier nicht junge Bubis diesen Sound für sich entdeckt haben, hier hat jemand die Zeiten des echten Psychedelic Rock miterlebt. Klasse! 

WOS Frank


Eclipsed #91 (April 2007)

"Platte" erschien 2003 in kleiner Vinyl-Auflage, selbst vertrieben von der Band um das kongeniale Duo Dirk Jan Müller (Keyboards) und Dirk Bittner (Gitarre, Bass). Nun findet dieses außergewöhnliche Neo-Krautrock-Werk endlich seinen Weg auf CD und noch immer fasziniert es mit seinen reduzierten rhythmischen Strukturen und schwebenden Orgelpassagen. "Kwark", der 20-minütige Opener ist so ein Monster: Stoisch halten die Drums ihren simplen Rhythmus, hypnotisierend die Orgel, die mal ruhig, mal verloren, mal aufbegehrend vor sich hin spielt. "Holzbock" ist deutlich flotter, hier gewinnen die Rhythmusgitarren mehr Gewicht. "Columb" kommt herrlich subtil mit dumpfen Sounds und versteckten Orgelklängen. Selbstverständlich ist alles psychedelisch. Die beiden jeweils über 10 Minuten lange Bonustracks sind weniger rhythmisch, stellenweise ohne Drums, dafür mit Piano und Drones. Auf "Platte" fahren Electric Orange nicht mehr den Breitwandsound früherer Alben und überzeugen stattdessen mit Zerbrechlichkeit und Subtilität.

Bernd Sievers


Musikzirkus.eu

Eigentlich müsste die "Platte" nun "CD" heissen. Vor vier Jahren als LP erschienen, hat mein Betteln endlich Gehör gefunden, und Electric Orange haben dieses Werk, um zwei Stücke angereichert, bei Sulatron als CD wiederveröffentlicht. 
Was mir als erstes auffiel; die Wahrnehmung der LP und der CD ist unterschiedlich, allein dadurch, dass das Umdrehen entfällt. Die LP-Seiten waren rückwirkend betrachtet sehr unterschiedlich ("kwark" bildete eine Seite, "holzbock" und "Cclumb" die andere), was aber allein durch den Akt des Steitenwechsels nicht so auffällt. 
In den Zeiten der CD-Player laufen nun alle Titel hintereinander durch (ich programmiere nie) und der Höreindruck wird anders. Durch die Hereinnahme der beiden zusätzlichen Titel erscheint mir die "Platte" konzepzionell runder, in sich geschlossener. 
"kwark" ist ein Stück, das Freunden der frühen Floyd (1969 - 1972) gefallen dürfte. Hier dominiert eine leicht spacige Hammond das Klangbild, gestützt auf diverse Rhythmen aus allerlei verschiedenen Instrumenten. Im Unterschied zu den Briten sind hier die Rhythmen aber "komplexer". Zum einen gibt es fast schon statisch gespieltes Schlagzeug (hauptsächlich auf den Becken), zum anderen diverse Pauken und Trommeln, die an Live in Pompeii erinnern. Die Gitarreneinsprengsel sind sehr dezent und dienen der Betonung der Orgel. 
Lebhafter ist das folgende Stück. Hier schimmern CAN oder manche FAUST-Sachen durch. Die Gitarren nehmen jetzt das Heft in die Hand. Der/die Drummer orientieren sich an Jacki Liebezeit, stoisch, schnell und präzise wird geradlinig der Beat gelegt, die Orgel "rifft" flott vor sich hin und im Hintergrund soliert die Gitarre, allerdings hat man der jede Fülle abgedreht. Sie klingt, trocken, hoch und geisterhaft. 
"Columb" ist wieder spacig, echohaft. Floydsche Orgelsounds und Echogitarren durchziehen den Raum. Das Tempo wird ebenfalls zurückgenommen . Dazu kommt eine sehr schöne Gitarrenarbeit, die mich in ihrer Wirkung an Peter Green erinnert. 
"dedicated to mk" ist noch sparsamer. Es beginnt sehr frei mit leiser Orgel und anderen Klangspielereien. Langsam entwickeln sich "sequencerhaft" anmutende Rhythmen, die langen Orgeltönen als Basis dienen. Dieser Titel könnte als sehr früher TANGERINE DREAM-Track durchgehen, ist insgesamt aber viel leichtfüssiger als diese. Der Schlusstitel besteht, wie "Orange" selbst schon sagte aus Flügel, Harmonium und Beatbox. Der Track hat was von Robert Wyatt in einer Pianobar, der stellenweise versucht, Bo Hansons "Lord of the rings" zu intonieren. Mit einer der Höhepunkte für mich. 
Insgesamt hat die Aufnahme durch die beiden zusätzlichen Tracks noch gewonnen. Die Stimmung ist sehr viel intimer, melancholischer geworden. Für mich die bisher beste "Platte" von der Band. Ich hoffe, die CD-Ausgabe von "Fleischwerk" (gibt es bisher auch nur als LP) wird ähnlich gut. Zumindest macht mir diese Aufnahme sehr viel Lust auf die kommende neue CD der Gruppe. So, Orange genug gebauchpinselt 

Andreas Pläschke (Trurl)


Slam Magazine (Mai-Juni 2007)

Aufs erste Hören könnte man meinen, dass sich mit „Platte“ eine 1973er-Veröffentlichung im CD-Player verirrt hat, so krautig und psychedelisch geht es hier zu. So stark riechen einige der zwischen sieben und zwanzig Minuten dauernden Stücke nach POPOL VUH, nach frühen TANGERINE DREAM. Auch hier lebt die Musik weitgehend von ihrem ruhigen Fluss, von minimaler Veränderung, von schönen tragenden Orgeln und Synthies. Beim etwas flotteren „Holzbock“ winken deutlich CAN. Auch nie ein Fehler. Natürlich leben ELECTRIC ORANGE in einer Parallelwelt. Und dass in dieser Parallelwelt keine zeitrelevante oder mehrheitsfähige Musik mehr gemacht wird, das ist der Aachener Band wohl klar. Nur: So ziel- und geschmackssicher den Sound, den Geist und die vielfach vergessene Qualität einer Zeit wieder aufleben zu lassen -– das muss man erstmal schaffen. Für den Krautrock-Connoisseur ohne „Retro“-Allergie bietet „Platte“ jedenfalls eine Stunde lange ganz hinreißenden Krautrock, der sich auch vor manchem Klassiker des Genres nicht zu verstecken braucht. 

Franz Wenzl 


WOM-Magazine 


Aural Innovations (April 2004)

Electric Orange - "Platte" 
(Catweezle 2004, CW 004, LP) 

On their previous album, Abgelaufen!, Electric Orange went from the two piece duo of keyboardist Dirk Jan Müeller and guitarist Dirk Bittner (both play assorted other instruments as well), to a four piece group. The band remains a four piece on their latest album, but joining the two mainstays this time out are Josef Ahns on guitar and Silvio Franolic on drums. With a full band, they were able to move further away from the duo’s more electronica roots to explore deeper, Krautrock style textures and rhythms. 

The adventure continues on the all-instrumental Platte, a limited edition vinyl only release. I can’t say I’ve bought a whole lot of vinyl over the past 15 years, so it was a kind of an exciting and nostalgic experience receiving my copy of Platte in the mail, especially with its retro style cover art. When I slapped it on my old turntable and cranked the volume up, I was blown away, feeling like I was a teenager again, getting my first taste of Amon Düül II or Ash Ra Tempel. Actually though, while Electric Orange is indeed a German group with definite Krautrock leanings (Abgelaufen! had a marked Can influence in its rhythmic style), Platte reminded me more often of those early, psychedelic, Hammond organ drenched Pink Floyd excursions from albums like Saucerful of Secrets, More, and Umma Gumma, though with definitely more of a groove happening than Floyd tended to get into. 

Kwark spans the entire 20-minute length of side one of the album, starting off with a slow but mesmerizing rhythm, and subtle flourishes of weirdly echoing guitar. As it builds, Müeller enters with his long, droning chords on the Hammond, producing a hazy, narcotic atmosphere of light filtering through multi-colored curtains into smokey, incense filled rooms. The intensity increases, with Bittner getting more twisted and experimental on his guitar as the drums and bass pound in an ever-deepening groove till the piece finally peaks, drifting off slowly to the same groove as the intensity melts away into some laidback wah-wahed guitar noodlings. What can I say? Kwark is a track that defines the very essence of “trippy”. 

Side two opens with Holzbock, borrowing from the more upbeat, rhythmic nature of Abgelaufen! But while some of the stuff on Abgelaufen! tended to have a bit of looped feel to it, Holzbock, with its funky organ and snaky, acidic guitar has a much more natural and organic feel. Columb finishes side two off, and is definitely the spaciest track on the album, with oodles of echoey effects applied to deep, plodding drums and distant, cosmic organ. Freaky thuds and reverberations resonate through the dark and twisting soundscape, charging the atmosphere with wild energy, as it builds into an intense and mind bending jam to finish the album off. 

This is classic psychedelic jamming, played on vintage instruments, with all the analog warmth of vinyl, just like the old days. If that’s what you’ve been missing, you’ll find it all on Platte. Dig in and enjoy...I certainly did!